Einige von euch mögen es mitbekommen haben. Ich habe es tatsächlich geschafft eine Famulatur in Indien zu ergattern. Genauer gesagt war ich in Tamil Nadu. Was das südlichste Indien ist. Wie ich gleich nach dem Ankunft herausfand auch gleich der heißeste Ort Indiens ist und der Ort wo der Tsunami nur ein Jahr zuvor gewütet hatte... na toll.. das also mit meiner Sonnenallergie und meiner Tsunamiphobie... Trotz dessen freute ich mich natürlich riesig und so war auch der WAHNSINNIG lange Flug (länger als bis nach Amerika) kein wirklich großes Hinderniss. Als ich endlich mti 2 Stunden verspätung angekommen war hab ich zum Glück auch gleich meine Kontaktperson getroffen. Wir haben uns auf anhieb gut verstanden und so fühlte ich mich gleich sehr wohl. Allerdings hat mich der Smog in der Stadt (Bangalore.. das ist zwar nicht Tamil Nadu, aber da bin ich als erstes hingekommen.. *gg*) erst einmal ein wenig geschockt. Das, der Verkehr, die Armut gleich neben der tollsten Technik, der Schmutz und all die Dinge auf die ich mich Mental schon etwas vorbereitet hatte. Was ich allerdings gleich lernte: Arme Länder riechen tatsächlich arm. Das mag jetzt komisch klingen, aber meine Mutter hatte mir schon einmal über diesen Geruch erzählt als sie damals im Hintersten Teil von Sibierien gelebt hatte.. sie meinte im Sommer war der Geruch in der Stadt irgendwie anders und so war es auch in Indien. Trotzdem war ich gleichzeitig auch begeistert. Die Frauen mit ihren bunten Saris, die wunderschönen Blumen, die Kulturvielfalt (auch wenn Inder leider sehr wenig darum bemüht sind ihre Kulturgüter zu erhalten) und die freundlichen Gesichter, die mich allerdings gleichzeitig sehr neugierig ansahen waren schon mal etwas besonderes. Gleich am ersten Tag habe ich Blumen ins Haar bekommen und habe, trotz gewaschenem Jetlack, möglichst aufmerksam alles beobachtet. Die Stadt war sehr schmutzig und laut, aber ab und zu tauchte ein Park auf und diese waren wie grüne Inseln der Ruhe inmitten von Chaos. Am selben Tag habe ich auch gleich das gemacht weswegen ich bekommen bin. Ich habe gleich einige Kinder untersucht und Dinge gesehen, die man hier in Deutschland nur noch (zum Glück!!!!) sehr, sehr selten. Z.B. Kinder mit Polio. Die Impfung gibt es in Indien erst seid ca 10 Jahren, aber nicht alle können es sich leisten. Ich war richtig froh, dass ich meine Impfungen noch vorher hatte aktualisieren lassen... naja.. und dann hab ich mir ja auch sowas tolles impfen lassen wie Japanische Enzephalitis.... als ich ankam war die Krankheit nicht mehr aktuell.. dafür eine ander über Mücke übertragene.. die auch noch nach 3 Tagen tödlich endete... mangels Medikamete.. na super.. *seufz* aber ich hatte Glück. Aber was Krankheiten anging war das wirklich nicht das letzte was ich gesehen habe. Die Leprakollonie war ebenfalls eine grenzwertige Erfahrung. Am schwersten war es, dass ich jemanden in den Mund gesehen haben und der mich noch warnen wollte (ich habe mich trotz einigen Zweifeln dazu bereit erklärt die Leute wenigstens zu untersuchen), dass ihm so ziemlich die gesammte Haut im Mund weggefault war... naja.. aber ich hab dann eben nur gemeint, dass auch ich da nicht mehr viel machen kann. Naja... so war das eben.
aber mal abgesehen davon war die Arbeit unglaublich spannend und ich hatte so viel Spaß mit den Kindern. Denn mein Aufenthalt war ja nicht nur durch Arbeit gekennzeichnet. Die Mädchen haben mit mir getanzt. Die Jungen Origami mit mir gefaltet und Volleyball bzw. Fußball gespielt (meine Güte hab ich abgeloosed.. und trotzdem haben sie mich super lieb behandelt. *g*). Woran ich mich besonders gern erinnere sind 2 Dinge. Die Reisen einmal mit den Jungen des einen Kinderheims und dann mit den Mädchen dieses Kinderheims und wie ich einmal den Kindern gezeigt habe wie man richtig die Zähne putzt und das im wunderbarem Regen des Monsums... Ich fand es wunderbar und irgendwie haben sich die Erwachsenen Inder auch sehr gefreut.
Die Fahrten mit den Kindern war toll. Einige der Mädchen haben mir versucht alle ihre Namen beizubringen (ich erinnere mich leider nur noch an sehr wenige, aber es wahren viele Hinduistische Götter dabei, sehr viele Lakhsmi, Ranis, Raj, Krishnas und auch einige andere Götter. Ich fand es sehr erheiternt und hab irgendwann einen spaß gemacht die Lakshmis zu zählen... mein Rekord waren glaube ich 21 bei 300 Kindern. *g*)oder sie haben versucht mir ihre Sprache beizubringen. Das fand ich nun wieder toll. Ich konnte am Ende solche lustigen Dinge sagen wie: "Pal Walli ki da?" (hast du schmerzen am Zahn?), "A jile" (sag A), "Poi dure" (Spuck aus), "Ille" (Nein.) "Onde, Irende,.." (eins, Zwei.. bis 4 bin ich glaube mal gekommen), "Mail" (Pfau), "Kadil" (esel), ... und noch einige Sätze wie: Vielen Dank, Auf wiedersehen,...aber ich hab schon einiges wieder vergessen. (Behandeln könnte ich wenigstens noch.. *lach*) Am Ende hab ich aber bis zu 70 Worten gekonnt.
Gemeinsam haben wir dann Tempel und Indische Kulturgüter besucht. So waren wir in Chenai bei der Riesigen Tempelanlage. Haben uns das alte Schloß von einem Maharadsha angesehen (allerdings war davon leider sehr viel verfallen und ich fand es traurig, weil ich finde, dass die Inder leider sehr wenig Mühe darin investieren diese wunderschönen Bauwerke zu erhalten... gut ok, es ist eben ein 3. Welt land. Ich sehe ein, dass sie andere Probleme haben.
Nach einem Monat, in dem ich mich wirklich wunderbar eingelebt habe und auch meine erste Bus und Bahnfahrt überlebt hatte... (ui.. im Bus müssen Männer und frauen noch immer getrennt sitzen [Männer hinten, Frauen vorn] und wie oft ich angesprochen wurde.. vor allem in Tamil. Aber irgendwann wußte ich zum glück was ich antworten mußte: Ille, Ille, zero und Germany. Die Fragen dazu lauteten: Bist du allein hier?, Bist du verheiratet? Wieviele Kinder hast du? und Wo kommst du her?... darauf konnte ich wetten, dass diese 4 Fragen genau in dieser Reihenfolge gestellt wurden! *lol* Aber es war auch irgendwie cool wie sich alle mit mir unterhalten wollte, auch wenn man sich manchmal wie ein großer weißer Elefant vorkam.. nur ohne den Heiligenfaktor. *g* ) Jedenfalls kam meine Mutter nach einem Monat und hat mit mir dann den 2. Monat in Indien verbracht. Gemeinsam haben wir uns unter andenen Mamalapuram und Kandipuram angesehen. Und sind mit einem Hausboot über Backwaters gefahen. Das war wunderbar!! Die Landschaft war traumhaft und alles ruhig und irgendwie so wunderschön. Ich habe mich sehr wohl gefühlt. ich mußte zwar auf meine Mutter etwas achten, da sie besonders unter der Hitze und dem Jacklack zu leiden hatte, abersie hat mir auch sehr geholfen. Sie hat in der Zeit, in der ich untersucht habe ca 50 Kinder mehr untersucht. Naja.. aber sie ist ja auch schon erfahrener. Sehr dankbar war ich für ihre Hilfe in der Praxis. Gerade wen es darum ging Zähne zu ziehen war ich über ihre Hilfe sehr dankbar. Auch mit den Hygienischen Verhältnissen mußten wir uns beide etwas arangieren, aber zu zweit war es für mich einfacher, als vorher allein. Sehr aufbauend war auch das Lob (sei meinte, ich mache das gut und würde wahrscheinlich nach dieser Erfahrung überall behandeln können.. naja.. das glaub ich mitlerweile auch.. war ja auch ziemlich improvisiert was ich da manchmal machen mußte... ich sag nur 1 Becher für alle Patienten.. *seufz* Hygiene AD!!) Auf alle Fälle gab mir ihre Anwesenheit einige sicherheit und auch Fragen, die ich manches mal hatte konnten geklärt werden. Aber auch für meine Mutter gab es einige Überraschungen. Z.B. hatte ich sie schon auf die relativ schlecht Mundhygiene und die grauenhaften Mundschleimhaut Zustände vorgewarnt. Immerhin hab ich sozusagen massenweise Kinder von Zahnstein entfernt. Boar kann ich da nur sagen. Den Himalaya abzutragen kann nicht anstrengender und weniger Stein sein als das!!!! Aber so richtig konnte es sich meine Mutter nicht vorstellen ("Was willst du mit deinen Paro (Zahnstein) instumenten? Ein bissle Zahnstein eintfernen??" hat sie noch gespottet.. jaja.. *lach*) Na jedenfalls hab ich dann fleißig in jedem Kinderheim Zahnstein entfernt und nicht nur da, als ich einmal zu einer Ärztezusammenkunft gerufen wurde, hab ich dort auch einige junge Mädchen sehr glücklich gemacht, weil ihre Zähne plötzlich wieder weiß waren anstelle von hellgelbschwarz...*Grins*. Aber ich hab wie gesagt auch noch einiges anderes erlebt als nur Arbeit. Z.B. Bin ich mit den Mädchen von Wasserfall zu Wasserfall gefahren und hab mich dort zwei geschlagene Stunden unter das wunderbar kühle Wasser gestellt. Natürlich in voller Montur (Also Jeans, T-shirt,... zum Glück hatte ich relativ viel Wechselklamotten mit!) Danach hatte ich einen Schnupfen, aber der verging recht schnell. Auch eine wunderbare erinnerung waren die Feierlichkeiten zum Indischen Independence Day. Ich durfte sogar die Fahne hissen und.. mal wieder... eine Rede halten. Gott wie viele Reden ich gehalten habe.. ich wußte irgendwann schon gar nicht mehr was ich denen erzählen sollte, aber am meisten hab ich eben die Kinder versuchtein wenig zu motivieren und ihnen die Angst vor mir, der fremden weißen, zu nehmen. Das war eigentlich kaum nötig, da die Kinder eh mehr neugierig waren. *lach*
Was sehr Ungewohnt war, war diese wahnsinnige Papierkrieg, der auf mich zu kam, wenn ich nur mal mit dem Zug fahren wollte. Da mußten Tickets bestellt werden, bestätigt werden, dann nochmal bestätigt (falls man es sich doch anders überlegt hat oder was?) Dann mußte die karte bezahlt werden, erneut bestätigt und zum krönenden Abschluss mußte man seinen Namen, das Alter und ob man verheiratet ist angeben.. ähm.. ich kam mir vor wie bei einer groß angelegten Datingbörse... Mit dem Problem, dass ich nun einmal voll ins Beuteschema paßte. Laut den noch immer geltenden Regeln der Arangierten Ehe hätte meine Mutter sich dumm und dusselig Zahlen müssen. Und ich währe höchstwahrscheinlich als alte Jungferversauert weil ich 1. zu weiß (=schön für inder.. nicht fragen und besser auch nicht drüber nachdenken.. mir war das eher unangenehm!) 2. zu gut gebildet (der Mann hätte mindestens Arzt wenn nicht sogar Professor für irgendwas sein müssen... na vielen Dank) 3. nicht zu groß (es gab auch ein paar Größere Inder als mich und offiziel müssen Männer größer sein als ihre Frauen) und weil meine Eltern hier in Deutschland sicher mehr verdienen als das komplette Dorf dort.. nicht weil wir irgendwie reich sind, sondern weil dort 1 cent noch verdammt viel Wert ist. (Ich hab echte Seide für umgerechnet 5 Euro eingekauft. Davon lass ich mir gerade ein Kostüm schneidern... genug gesagt! Ich glaube da es ein 3. Welt land ist ist der Umtauschkurs irgendwie verquer...Selbst Gold war spottbillig!). Aber zum Glück hatte keiner vor mich zu verheiratet.. auch wenn die eine Ärtzin tatsächlich meine Mutter gefragt hat wann sie den gedenkt mich zu verheiraten. Meine Mutter hat dann sowas gesagt wie: och, die brauch ich noch ne Weile zum Arbeiten zuhause.(Ironie.. unser Freund und Helfer) und ich hab dann sowas wie "Wenn die Zeit dafür reif ist und ein passender Ehemann gefunden" übersetzt. Ich wollte die arme Ärtzin doch nicht vor den Kopf stoßen! *lach*
Langsam neigte sich unsere Reise dem Ende zu. Und nach einem ausgiebigem Shopping Tag (Mitbringesel sollten ja auch gekauft werden. So hatte sich meine beste Freundin eine Sari gewünscht.. und ich hab 2 geschenkt bekommen und einen mir selbst gekauft (einen dunkelblauen. Immer noch mein liebstes Stück!) packten wir dann auch unsere Koffer mit einigen gemischten Gefühlen. Mir selbst gefiel der Aufenthalt sehr. Ich bin nicht so blauäugig, dass ich nicht die probleme in diesem Land sehe, aber ich war über die Art wie die Menschen damit umgingen erstaunt. Ohne Kühlschrank und Waschmaschiene. Ohne Bügeleisen und Dusche... es ging. Irgendwie konnte man alles machen und das mit einer stohischen Ruhe, die manchmal tatsächlich schon leicht ins Buddistische ging. Erstaunlich war auch wie gut sichz.B. Kodaikanal (die südlichste Spitze Indiens) wieder nach dem Tsunami erholt hatte. Z.B. fand ich es unglaublich interessant welche Geschichten mir darüber erzählt wurden (z.B. wie schön diese Große Welle eigentlich aussah und dass die Menschen wie lämmer zu ihr gingen um dieses "Wunder" zu betrachten, welches wenig später zur Katastrophe wurde. Auch war ich von der zumindest im Süden doch vorherschenden Aufgeklärtheit und religiösen Tolleranz relativ beeindruckt. Ja die meisten Inder sind in dieser Gegend Christen und ein paar Vorurteile gibt es dort auch. Zumal mich das Indische Christentum sehr an den Hinduismus erinnert hat. Nur, dass es eben nur ein Gott ist, dem man dient. Aber hey... es wurde mindestens 5 mal am Tag gebetet.. und das mir.. wo ich doch eigentlich Atheist bin.. aber ich hab tapfer mitgemacht. Gegen Ende der Reise ist mir dann noch ein Zimmer gewidmet worden *lach: House of Betty.. ich hab sehr glacht. Ich meine, was hab ich schon großes gemacht? Ich hatte schließlich viel Spaß und die Leute waren so nett zu mir, klar, dass ich da auch freundlich bin... aber abhalten konnte ich sie davon natürlich nicht und ich hab mich auch geert gefühlt. Auf alle Fälle war Indien eine unglaubliche Erfahrung und ich würde gerne noch einmal hinfliegen. Aber nicht unbedingt als Tourist. Ich finde Indien ist nicht wirklich etwas für Touristen. Mit den Bettlern kommt man kaum klar und der Schmutz und Smog laden vor allem in Städten kaum zum verweilen ein. Aber da ich mit Indern gelebt habe, hatte ich die Chance Indien auch noch mal aus anderen Augen zu betrachten. Ich nahm es hin und kann mich auch im nachhinein kaum darüber beschweren wie dieses Völkchen dinge erledigt. Sicher mag es im Auge eines "Westlers" etwas komisch und umständlich erscheinen, aber man gewöhnt sich an alles und das beste Mittel gegen den Frust ist Lächeln. Aufregen bringt gar nichts und so habe ich mich über manches eher amüsiert. Anstrengend war es, doch es hat mir auch eine gewisse gelassenheit wiedergegeben. Dafür bin ich sehr dankbar und außerdem wer kann schon sagen: Hey, ich hab in Indien ca 5000 Kinder behandelt! *lach*





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